Die Bienen brauchen uns - und wir sie noch viel mehr!


Vielen Menschen ist nicht klar, welche Zusammenhänge zwischen Tieren und Pflanzen bestehen, welche Abhängigkeiten von einander sie haben und welche Konsequenzen unser Eingreifen in den natürlichen Kreislauf der Natur hat. Das zeigt sich mitunter auch sehr deutlich am Beispiel der Bienen und der sehr populären Diskussion darüber, wie wichtig es ist, die Bienen zu schützen.

Es ist eine Sache, zu seiner eigenen Gewissensberuhigung Öko-Honig zu kaufen und auf das eine oder andere Spritzmittel zu verzichten, aber ich möchte hier allen Kleingärtnern mit einem kleinen, stark vereinfachten Modell erklären, worum es wirklich geht, denn mit Besorgnis sehe ich immer mehr Gartenfreunde, die mehr und mehr die üppig blühenden Stauden ausreißen die für unsere Bienen so wichtig sind, und das nur, weil sie nicht modern sind oder sich zu stark vermehren.

Honigbiene Für den Kleingärtner ist es wichtig, das zur richtigen Zeit - nämlich der Blütezeit - möglichst viele Blüten an Obstbäumen, Gemüse und Beerensträuchern bestäubt werden, denn nur so können wir auf eine gute Ernte hoffen.
Diese Arbeit wird von hoffentlich möglicht vielen Bienen jedes Jahr aufs neue zuverlässig erledigt, doch die Bienen haben es zunehmend schwerer, denn sie haben einen besonderen Lebensablauf:
Jedes Frühjahr, wenn die Temperaturen langsam steigen, schlüpfen im Bienenstock nach und nach Hundertschaften an Arbeitern. Sie sammeln Nektar, bestäuben unsere Blumen und lagern in den Waben leckeren Honig ein.
Wenn es kälter wird, sterben mehr und mehr Arbeiter ab und werden nicht "ersetzt", der Bienen-Staat verkleinert sich zu einer Art Notbesetzung, die mit den anglegten Vorräten über den Winter kommt und sich nur noch darum kümmert, die Königin und den Nachwuchs am Leben zu halten, bis der nächste Frühling kommt.

Der Biene ist es egal, woher sie ihren Nektar bezieht, ob von den riesigen Rabsfeldern die im Frühjahr rund um unsere Kleingarten-Kolonie blühen, oder vom Apfelbaum in meinem Garten.
Natürlich hoffe ich, das sich ein paar Bienen mehr um meinen Baum kümmern, damit auch ich wieder eine reiche Ernte habe, doch sicher sein kann ich mir da nicht, denn das Frühjahr ist für die Bienen eine sehr üppige Zeit.
Dann kommt der Tag, an dem die Rabsfelder verblüht sind und die Apfelbäume ebenso - wo finden die Bienen jetzt ihr Futter?
Sie fliegen von Garten zu Garten auf der Suche nach Nektar, es ist Sommer und furchtbar heiß, in der Gärten nur Gemüse und Obst, nur wenige Blumen sind zu finden...
Und wenn da mal eine Blume ist, dann ist es oft eine solche mit üppigen Blüten, rein auf Schönheit gezüchtet, mit Blütenblättern gefüllt, aber ohne den so wichtigen Nektar!
Die Bienen müssen hungern, die Arbeiter sterben oder müssen ihre Wintervoräte jetzt schon nutzen, wenn das Bienenfolk nicht eingehen soll.
Jetzt ist es an uns Kleingärtnern, unseren kleinen fleißigen Freunden ein wenig unter die Flügel zu greifen: wir müssen versuchen, das ganze Jahr über blühende Pflanzen in unseren Gärten zu pflegen, die möglichst viel Nektar auch ausserhalb der "Rabs-Saison" geben.
Zum Glück gibt es eine reiche Palette solcher Pflanzen, und sie haben einen Oberbegriff, unter dem sie leicht zu finden sind:

Bienenweide

Bei vielen Pflanzen kommt es nämlich auch nicht nur auf die Art, sondern auch auf die Zuchtform an, ob sie für Insekten nützlich sind oder nicht:
So ist zum Beispiel ein "gefüllter Flieder" für Insekten nicht geeignet, ein einfacher Flieder hingegen sehr wohl.
Auch bei Rosen ist es ähnlich - je stärker die Rose duftet, desto mehr nutzt sie den Insekten. Leider werden immer mehr Pflanzen ausschließlich auf lange Blütezeit und Optik gezüchtet, anstatt auf Duft und Nutzen für die Insekten, denn eine Duftrose verblüht zum Beispiel auch viel schneller als eine reich mit Blütenblättern gefüllte Zierrose...

Sehr vielen Gärtnereien und Onlinehändler stellen in ihren Sortimenten entsprechende Informationen zur Verfügung, in der sie auf besonders Bienenfreundliche Blumen, Stauden und Büsche hinweisen. Es ist also leicht, in seinem Garten ein schönes Plätzchen zu finden, in das man vielleicht noch die eine oder andere "Bienenweide" setzen könnte.

Natürlich sind besonders Klee und Wildblumenwiesen ein Paradis für Bienen, doch im Kleingarten ist das nur schlecht zu realisieren, denn schließlich gibt es hier auch gewisse Regeln zu beachten, darum stelle ich hier mal eine kleine Liste mit Blühpflanzen vor, die unseren kleinen Freunden sehr schmecken würden. Wer mag, der darf mir gerne bei der Erweiterung dieser Liste helfen, schickt mir einfach eine E-Mail.

Pflanzen, die zu den Bienenweiden zählen

Name (Lat.)

Wuchsform

Bienen-Nutzen
(1-5)

Wuchshöhe

Blütemonat

Jan

Feb

Mär

Apr

Mai

Jun

Jul

Aug

Sep

Okt

Nov

Dez

Akelei Aquilegia spec.

Staude

3

40-120cm

Apfel Malus domestica

Baum

5

bis 5m

Aster Aster spc.

Staude

4

40-120cm

Azalee Rhododendron spec

Strauch

2-3

bis 2m

Bartblume Caryopteris x clandonensis

Strauch

5

bis 1m

Blaue Himmelsleiter Polemonium caeruleum

Staude

4

45-60cm

Blutweiderich Lythrum salicaria

Staude

3

45-60cm

Brombeere Rubus fruticosus

Strauch

3-4

bis 250cm

Büschelschön Phacelia tanacetifolia

Staude

4-5

50-100cm

Christrose Helleborus niger

Blume

4

10-30cm

Clematis Clematis vitalba

Kletterpflanze

2-3

bis 500cm

Dahlie Georgine Dahlia spec.

Blume

2-3

je nach Art

Fettehenne Sedum telephium

Blume

3

20-50cm

Goldrute Solidago canadensis

Staude

4

50-200cm

Hibiskus Hibiscus spec

Strauch

3

80-200cm

Kirsche Prunus cerasus

Baum

5

bis 5m

Salbei Salvia officinalis

Staude

2-3

30-80cm

Sonnenblume Helianthus spec.

Blume

3-4

30-230cm

Sonnenbraut Helenium autumnale

Blume

4-5

80-100cm

Steinklee Melilotus officinalis

Blume

5

80-100cm

Stockrose Alcea rosea

Blume

3-4

80-100cm

Thymian Thymus vulgaris

Gewürz, Halbstrauch

3-4

10-30cm

Waldrebe Clematis vitalba

Kletterpflanze

2-3

bis 500cm

Weidenröschen, Schmalblättrig Epilobium angustifolium

Staude

3

50-120cm

Wicke Vicia spec.

Kletterpflanze

3

50-120cm

Wilder Wein Parthenocissus spec.

Kletterpflanze

3-4

bis 500cm

Winterheide Erica carnea

Halbstrauch

4

50-120cm